Wie wird ein Krieg zum Weltkrieg?

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Wenig macht seit Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine so viel Angst, wie ein möglicher 3. Weltkrieg. Doch wie definiert man einen Weltkrieg? Und wie wahrscheinlich ist er derzeit?

Als Weltkrieg, früher “totaler Krieg” genannt, definiert man in der Wissenschaft einen bewaffneten Konflikt, der sich über weite Teile der Welt erstreckt und an dem viele Staaten beteiligt sind. Heute würde man einen Krieg mit unmittelbarer Beteiligung mehrerer Großmächte als Weltkrieg bezeichnen, zum Beispiel den USA, Russland oder Türkei. Ein Auslösen des NATO-Bündnisfalles würde beispielsweise zu einer kriegerischen Auseinandersetzung immens großen Ausmaßes führen.

Es gibt keine eindeutige Definition, ab wann ein Krieg zum Weltkrieg wird. Ein Weltkrieg würde aber folgende Kriterien erfüllen:

  • die Kampfhandlungen erstrecken sich über mehrere Kontinente;
  • es sind viele und mächtige Staaten beteiligt;
  • die Kriegsparteien verfügen über ein sehr hohes Maß an militärischen Ressourcen, insbesondere Massenvernichtungswaffen und setzen diese ein;
  • der Ausgang des Konflikts ist geeignet, die Weltordnung bedeutend zu verändern.

Grundsätzlich sind weltpolitische Ereignisse schwer vorherzusagen.

Die Nato betrachtet den Ukraine-Krieg als regionalen Konflikt und betont, dass man sich nicht militärisch beteiligen werde. Allerdings wurde im Laufe des russischen Angriffskrieges häufiger überlegt, ob Waffen- und Panzer-Lieferungen in die Ukraine bereits eine Beteiligung der jeweiligen Länder sind.

Klar ist: Insbesondere, aber nicht nur, möchten die europäischen Länder einen Weltkrieg mit allen Mitteln verhindern. Doch es gibt weitere bewaffnete Konflikte auf der Welt: Im Iran, Afghanistan, Äthiopien, im Jemen und so weiter. Allerdings sind dies innerpolitische Konflikte, Bürgerkriege. Aber auch die Türkei und der Iran greifen derzeit wieder die kurdische Autonomie-Regionen in Syrien und Irak an – benachbarten Ländern.

Was ist mit dem NATO-Bündnisfall? Wie bereits beschrieben, hätte das Auslösen von Art. 5 des NATO-Vertrages das Potenzial, einen Weltkrieg zu entfachen. Ereignisse wie der Einschlag einer wohl ukrainischen Flugabwehrrakete im NATO-Land Polen, haben Furcht vor diesem Szenario hervorgerufen. Allerdings war das Nordatlantische Bündnis (NATO) auch hier bemüht, eine Eskalation zu vermeiden. Ein Weltkrieg läge weder im russischen, noch im westlichen Interesse.

Das Wort Weltkrieg ist ein politisches Schlagwort und wird zunehmend inflationär verwendet.

Es wird auch bewusst eingesetzt, um Angst und Panik zu erzeugen. In politischen Texten wird manchmal auch dann von einem Weltkrieg gesprochen, wenn es um nicht-militärisch ausgetragene Konflikte zwischen Großmächten geht. Kaum retten kann man sich auch vor Artikeln, die sich die Frage stellen, was in einem “Dritten Weltkrieg” passieren würde und was diesen hervorrufen könnte. Generell ist mit solchen Beiträgen vorsichtig umzugehen, da es sich häufig um Spekulationen und Mutmaßungen handelt und weniger eine konkrete Bedrohungsanalyse darstellen.

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