Weihnachts-Traditionen in Deutschland & Ukraine

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Bald ist Weihnachten. Geschenke, Zusammensein, Liebe und Essen in Gemütlichkeit wünschen sich viele. Doch wie feiern Deutsche und Ukrainer das Weihnachtsfest? Was gibt es für traditionelle Bräuche?

In der Ukraine gibt es im Grunde genommen zweimal Weihnachten – beide Termine sind auch im Feiertagskalender eingetragen. Ein Teil der Bevölkerung feiert das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest. Dieses wird um den 7. Januar herum gefeiert. Katholische und protestantische Christen feiern aber nach dem gregorianischen Kalender. Wie in Deutschland findet für sie das Weihnachtsfest vom 24. bis 26. Dezember statt. Der julianische Kalender der russisch-orthodoxen Kirche wurde in vielen Teilen des Landes bereits abgeschafft.

Aktuell ist das kriegs-bedingt ein heikles Gesprächsthemen, denn westlich-orientierte, christliche Ukrainer halten russisch-orthodoxe Personen im Osten des Landes für Kriegsverbrecher am eigenen Volk. Tatsächlich soll die russisch-orthodoxe Kirche an der Seite von Russland kämpfen, siehe Beitrag u.a. dazu auf dem ZDF. Auch sind diese es, die zum Beispiel massiv gegen die LGBTQ-Szene sind. Doch hier schreiben wir von Menschen, die ihr Weihnachtsfest unabhängig von dem Tun der Kirchen feiern.

In Deutschland und der Ukraine lieben die Menschen schön geschmückte Weihnachtsbäume!

Das Essen an Weihnachtstagen

Der orthodoxe Weihnachtstag am 7. Januar, wird meistens im Kreis der Familie verbracht. Dabei findet eines großes Festmahl statt – eines der wichtigsten Merkmale am ukrainischen Weihnachtsfest. Insgesamt zwölf Gerichte stehen dabei auf dem Tisch. Diese müssen – aufgrund des Fastens – alle vegetarisch sein. Die Zahl zwölf steht dabei für die zwölf Apostel von Jesus. Grundsätzlich dürften aber auch bei dem christlichen Weihnachtsfest von Ukrainern deutlich mehr auf dem Tisch stehen, als vergleichsweise bei Deutschen.

Bei den christlichen Familien in Deutschland wird es meist so gefeiert: Am 24.12. (Heiligabend) ist ein Zimmer den ganzen Tag über verschlossen. Das ist jenes, in dem am Abend die Bescherung stattfindet. Das Festmahl gibt es bei manchen Familien vor-, und bei manchen nach der Bescherung. Das Essen ist jedoch bei weitem nicht so umfangreich wie in der Ukraine. Es gibt hier nur zwei, höchstens drei Gänge. Bei vielen deutschen Familien gibt es an Heiligabend Kartoffelsalat mit Würstchen oder eine Weihnachtsgans, alternativ ein anderer Weihnachtsbraten. Einige ziehen stundenlanges, gemütliches Raclett-Essen, den alten Traditionen vor.

Der Kartoffelsalat hat eine alte Tradition, weil früher erst am 25. Dezember groß gefeiert wurde. Das lag an einer zweiten Fastenzeit im Jahr, die damals – wie in der Ukraine immer noch – in vielen Familien durchgeführt wurde. Deshalb aß man an Heiligabend oft Kartoffelsalat, weil Kartoffeln viele Nährstoffe enthalten und lange satt machen.

Rituale beim Festmahl

Bei orthodoxen Ukrainern wird unter dem Tisch Heu verteilt, um an die Geburt von Jesus zu erinnern. In den Ecken des Tisches liegen Nüsse und Knoblauch, die für Gesundheit und Kraft sorgen sollen. Das Essen wird meist vorgekocht, sodass die Familie für die komplette Weihnachtszeit genug Essen hat. Das Festmahl wird durch das älteste Familienmitglied am Tisch eröffnet. Diese spricht ein Gebet, welches das Essen segnen soll. An Weihnachten wird aber auch immer besonders an die verstorbenen Familienmitglieder gedacht. Wie in Polen wird dafür ein freier Platz gedeckt. Jedoch nicht für eine fremde Person, sondern für die verstorbenen Mitglieder der Familie, die sich somit auch an dem Essen bedienen können.

Solche Traditionen gibt es in Deutschland nur noch selten. Das Essen ist zwar auch hier ein Festmahl, doch es werden keine Erinnerungen an Tote oder an Jesus in Form von Gegenständen im Raum verteilt. Bei einigen Katholiken gibt es noch eine Weihnachts-Dekoration mit dem Jesuskind und so.

Geschenke bekommen die Kinder in der Ukraine am Nikolaustag, am 19. Dezember (nach dem julianischen Kalender). Das geschieht in Deutschland an Heiligabend. Am Nikolaustag kann man seinen Schuh oder einen Teller rausstellen, der dann mit kleinen Überraschungen o.Ä. gefüllt wird, jedoch findet man am nächsten Morgen keine besonderen Geschenke darin. Heiligabend erhalten deutsche Kinder relativ viele und/oder recht wertvolle und große Geschenke!

Der Gottesdienst

Am nächsten Tag geht in der Ukraine die Familie dann in die Kirche – also am 8. Januar. So eine Weihnachtsmesse kann auch mal vier Stunden dauern. Während der kompletten Messe müssen die Menschen stehen, da es in orthodoxen Kirchen keine Sitzgelegenheiten gibt. An diesem Nachmittag darf eine Familie nicht von weiblichen Personen besucht werden. Das würde nämlich Unglück für das kommende Jahr bringen – das klingt in Deutschen Ohren wie im Mittelalter …

Die Messe findet in Deutschland an Heiligabend, 24.12., statt. Am späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend findet dazu eine etwas kürzere Messe statt. Dort führen meist sehr junge Kinder ein eingeübtes “Krippenspiel” auf, welches die Geschichte von der Geburt von Jesus darstellen soll. Am späten Abend bis in die Nacht hinein findet dann die große “Christmette” statt. Am Ende dieser beiden Gottesdienste gehen alle Lichter in der Kirche aus und alle singen das Lied “Stille Nacht, heilige Nacht”. Hier gibt es allerdings auch Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Norddeutsche sind eher evangelisch; um so weiter man in Deutschland in den Süden kommt, um so mehr Katholiken gibt es.

Der zweite Weihnachtsfeiertag

Nach dem Gottesdienst trifft sich in der Ukraine die Familie dann wieder zum gemeinsamen Mittagessen. Diesmal jedoch wieder mit Fleischgerichten. Am Nachmittag beginnen in vielen Orten bereits die Sternsinger durch die Straßen zu laufen und an allen Häusern zu klingeln, um Spenden für arme Gebiete auf der Welt zu sammeln. Das geht am nächsten Tag weiter. Die Sternsinger haben eine lange Tradition in der Ukraine. Familien werden an diesem Abend von teilweise zehn Gruppen besucht.

Auch in Deutschland (Mittel- und Süd-) sind die Sternsinger eine Tradition der römisch-katholischen und der altkatholischen Kirche (aber nicht der evangelischen Kirche im Norden). Sternsinger-Gruppen ziehen in der Zeit von Weihnachten bis zum Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar durch die Gemeinde. Die Gruppen bestehen aus meist drei oder vier Kindern und ziehen an allen angemeldeten Häusern vorbei. Dort singen sie Sternsingerlieder und bringen den Segen in die Häuser. Auch hier gehen die Spenden an arme Länder, jedes mal an ein Projekt wie eine neue Schule, eine Behinderten-Unterkunft oder Ähnliches.

von Philipp Olde Kalter

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