Mit 60 Jahren in Rente gehen? Das wäre für viele Deutsche ein Traum, denn dann wären sie noch fit und gesund, um ihren Ruhestand richtig genießen zu können. Was für die meisten Deutschen ein Traum bleiben wird, ist in der Ukraine normal. Aber: in Deutschland werden sie genauso lange arbeiten müssen, wie Deutsche.

Ein Elternteil erzählte der Redaktion: “In bin Mitglied in einer Facebook-Gruppe, in der Wohnraum für geflüchtete Ukrainer gesucht und angeboten wird. Dort schrieb ein Ehepaar am Wochenende: “… Meine Frau und ich suchen eine Wohnung in xx. Wir kommen aus der Ukraine. Ich bin 60 Jahre alt und meine Frau ist 55. Ich bin Ingenieur und meine Frau ist Lehrerin von Beruf. Zahlung der Miete über Jobcenter. Wir sind für jede Hilfe dankbar. …”

Die Deutsche antwortete: “Ihr habt beide Berufe, mit denen ihr relativ schnell einen Job in Deutschland finden könnt – insbesondere Lehrer werden gebraucht! Wenn ihr Arbeit habt, findet ihr auch leichter eine Wohnung.” Im Hintergrund hatte sie das Wissen, dass aufgrund der vielen ukrainischen Schulkinder in deutschen Schulen der Bedarf an Lehrkräften enorm gestiegen ist, und derzeit deutsche Lehrkräfte aus ihrem Ruhestand geholt werden, um diesen Bedarf zu decken.

Was dann folgte, überraschte sie. Zunächst antwortete eine Ukrainerin: “Sie sind schon fast in Rentenalter.”

Im Rentenalter? Mit 55 Jahren? In der nachfolgenden Diskussion wurde deutlich und nachzulesen ist es auch: In der Ukraine gehen die Menschen tatsächlich viel früher in Rente. Erst 2018 hatte es eine Rentenreform gegeben. Seit dem müssen ukrainische Frauen mindestens 25 Jahre und Männer 35 Jahre lang gearbeitet haben, bevor sie Rente bekommen. Das reguläre Renteneintrittsalter für Personen mit kompletter Versicherungszeit liegt jetzt bei 60 Jahren – vorher bei 55.

In Deutschland gibt es Rente ab 67 Jahren!

In der Facebook-Gruppe wurde dann auch geschrieben, dass ukrainische Jugendliche viel früher arbeiten würden: mit 18, nicht erst mit 25 Jahren wie angeblich deutsche Jugendliche. Das stimmt nicht! Ukrainische Schüler haben nur 1 Jahr weniger Zeit bis zum Schulabschluss, als Deutsche, siehe Artikel dazu. Weiterhin wurde argumentiert, die Lebensbedingungen und Krankenleistungen in der Ukraine wären schlechter, als in Deutschland, was dazu führt, dass die Menschen früher sterben würden. Das soll tatsächlich so ein.

Dennoch ist es reine reine Utopie und pures Wunschdenken, dass Ukrainer in Deutschland früher in Rente gehen dürfen, als Deutsche.

In Deutschland werden Ukrainer nach deutschen Rechten und Pflichten leben müssen. Auch solche, wie das oben genannte Ehepaar, welches sich als “Rentner” beim Jobcenter angemeldet hat. Die deutschen Behörden werden sie als Rentner nicht anerkennen, sondern nach einem gewissen Zeitraum auffordern, sich einen Job zu suchen.

Die “Deutsche Rentenversicherung” teilte bereits im Mai 2022 mit, dass beim Bezug einer deutschen Rente für Ausländer dasselbe Eintrittsalter wie für deutsche Staatsbürger gilt. Das gesetzlich vorgeschriebene Renteneintrittsalter variiert – je nach Art der Altersrente – zwischen 63 und 67 Jahren. Weiterhin heißt es: Grundsätzlich können deutsche Rentenansprüche sowohl für Ausländer als auch deutsche Staatsbürger frühestens nach 5 Jahren Beitragszahlung (sogenannte Mindestversicherungszeit) in die Deutsche Rentenversicherung und dem Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen Renteneintrittsalters entstehen. Die in der Ukraine zurückgelegten Zeiten werden bei der Mindestversicherungszeit nicht mitberücksichtigt, da die Ukraine nicht zur EU gehört.

Da Ukrainer seit Juni 2022 keine Asylbewerber-Leistungen mehr erhalten, sondern Sozialleistungen wie deutsche Bürger, können sie auch eine “Grundsicherung im Alter” (wie Hartz4) beantragen – dazu müssen sie aber auch das deutsche Rentenalter erreicht haben UND bedürftig (arm) sein! Ab dem Geburtsjahrgang 1964 liegt die Regelaltersgrenze bei 67 Jahren. Wer genug eigenes Geld hat (etwa Erspartes), bekommt weder Hartz4 noch Grundsicherung im Alter.

Wer in Deutschland mindestens 45 Jahre lang gearbeitet und Pflichtbeiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat, darf – je nach Geburtsjahrgang – bereits zwischen dem 63. und dem 65. Lebensjahr ohne Abschläge in Rente gehen. Wer nur 35 Jahre in Deutschland lang gearbeitet hat, müsste mit Abschläge rechnen, wenn er früher in Rente gehen wollte.

Bedeutet: Ukrainer:innen in Deutschland, die jünger als 67 und gesund sind, werden in absehbarer Zeit vom Jobcenter aufgefordert, sich einen Job zu suchen.

PS: Ukrainisch sprechende Lehrer:innen werden in Schulen dringend gebraucht!

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