Putin sagt Jahres-Pressekonferenz ab

Seine jährliche Pressekonferenz hat Putin abgesagt. Und auch generell scheint der Kreml den Staatschef lieber abschotten zu wollen.

Hunderte russische und internationale Journalisten versammeln sich jedes Jahr im Dezember in Moskau. Immer geht es nur um einen Mann: Wladimir Putin. Seit 2001 hält der russische Staatschef seine große Jahrespressekonferenz ab – mit Unterbrechung zwischen 2008 und 2012, als er ins Amt des Ministerpräsidenten wechselte, um die Amtszeitbegrenzung zu umgehen. Die Pressekonferenz dauert Jahr für Jahr mehrere Stunden, in denen die Reporter den Präsidenten befragen. Jahr für Jahr sorgt diese Konferenz für Schlagzeilen, 2021 wetterte Putin gegen die Nato, sprach von einem unbesiegbaren Russland und wies den Vorwurf zurück, der russische Geheimdienst hätte den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vergiftet.

2022 ist die “große Pressekonferenz” abgesagt.

Kann auf kritische Fragen gut verzichten: Russlands Präsident Putin (Foto: kremlin.ru).

Doch in diesem Jahr wird es die Veranstaltung nicht geben. Bis zum neuen Jahr werde es keine Pressekonferenz des Präsidenten geben, wurde Kreml-Sprecher Peskow von der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert. Gründe dafür gab er nicht an, Peskow wies aber darauf hin, dass Putin auch bei anderen Anlässen mit der Presse spreche.

Es wird spekuliert, dass sich Putin keinen kritischen Fragen zum Krieg in der Ukraine, militärischen Rückschlägen und Sanktionen gegen sein Land stellen will. Das russische Medium RBC, dessen Unabhängigkeit umstritten ist, hatte bereits Mitte November berichtet, dass die Pressekonferenz womöglich verschoben werde. Putin hatte zudem die Bürgerbefragung “Direkter Draht”, die im Frühsommer stattfindet, immer weiter verschoben, zuletzt sollte sie mit der Jahrespressekonferenz zusammengelegt werden, wie es bereits in der Pandemie 2020 geschehen war.

Die Absagen reihen sich ein in eine zunehmende Abschottung des russischen Präsidenten. Öffentliche Auftritte Putins sind selten geworden, zu Gipfeltreffen, an denen auch westliche Staatsführer teilnehmen, schickt er seinen Außenminister. Und wenn er irgendwo erscheint, scheint sich das Präsidialamt bei der Inszenierung mittlerweile keine Mühe mehr zu machen. Als sich Putin mit angeblichen Soldatenmüttern traf, standen auf der Teilnehmerliste nur Politikerinnen und Aktivisten – total auf Kreml-Linie. Das Aufdecken: nicht wirklich schwierig.

Dass Putin auf kritische Nachfragen von Journalisten verzichten will und die Jahrespressekonferenz damit ins Wasser fällt, dürfte nur wenige überraschen. (di)

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