Wer am Krieg verdient
Eine Zeitenwende nannte es Bundeskanzler Scholz, Bundespräsident Steinmeier einen Epochenbruch. Der Angriffskrieg hat Europa nicht nur in eine tiefe politische Krise voller menschlichen Leids gestürzt. Auch wirtschaftlich bleibt kaum etwas, wie es vor dem 24. Februar war. Wer profitiert davon?
Rüstungskonzerne
Wenig überraschend: Kriegsparteien brauchen Waffen, viele Waffen. Doch nicht nur das. In Folge der russischen Invasion will die Bundesregierung aufrüsten, 100 Milliarden Euro Sondervermögen soll die “Zeitenwende” der Bundeswehr bringen. Die jährlichen Verteidigungsausgaben sollen auf durchschnittlich zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Für deutsche Waffenkonzerne bedeutet das neue Aufträge in Millionenhöhe. Die Aktie von Rheinmetall stieg zeitweise um über 110 Prozent im Vergleich zu Vorkriegszeiten. Auch für andere spezialisierte Unternehmen hat sich die deutsche Aufrüstung bereits jetzt gelohnt.
Energielieferanten
Der Ukraine-Krieg bedroht die Energiesicherheit Europas. Nach Jahren des Handels mit Russland muss Mitteleuropa, allen voran die Bundesrepublik auf einmal Gas sparen. Dafür setzt man befristet auf Kohlekraft, die bis Ende März 2024 verstärkt genutzt werden soll. Kurzfristig könnte also der fossile Sektor profitieren. Langfristig muss Deutschland aber selbst mehr Energie produzieren, ein Vorteil für die Erneuerbaren Energien. Das Kabinett brachte einen Gesetzentwurf auf den Weg, der den Windkraft-Ausbau massiv beschleunigen soll. Die Aktienkurse von in diesem Geschäftsfeld tätigen Unternehmen schnellte daraufhin in die Höhe.
Deutschland will sich bei internationalen Energieverträgen breit aufstellen. Davon profitieren Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, denn ihnen will Deutschland flüssiges Gas (LNG) abkaufen. Viel Geld wird auch nach Norwegen fließen, denn das Land will seine Exporte ausweiten. Und NATO-Partner USA hat bereits zugesagt, aus dem umstrittenen “Fracking” gewonnenes Öl und Gas zu liefern.
Durch die im Frühjahr extrem gestiegenen Ölpreise haben Mineralöl-Konzerne, etwa Shell, BP oder Chevron, massive Gewinne eingefahren. Hinzu kommt auch der erhöhte Verbrauch im Krieg: So verbrauchen Panzer 250 Liter Diesel-Treibstoff pro 100 Kilometer. Vor allem linksgerichtete Politiker haben längst gefordert, die “Übergewinne” der Unternehmen in die Staatskasse zu befördern.
Agrarsektor
Die Ukraine gehört zu den größten Weizenproduzenten der Welt. Nach Angaben des Foreign Agricultural Service des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) lag es 2021 mit 33 Millionen produzierten Tonnen weltweit auf Platz sieben.
Warum wächst in der Ukraine überhaupt so viel Weizen? Das liegt an den sogenannten Schwarzerde-Böden, sie sind kalkhaltig, locker, tiefgründig und humusreich – zusammengefasst: extrem fruchtbar. Dazu kommen noch weitere Faktoren, die nicht nur die ukrainische Weizenwirtschaft, sondern den gesamte Getreide- und Landwirtschaftssektor groß machen. Insgesamt hatte die Branche 2021 laut der Weltbank einen Anteil von 10,6 Prozent am ukrainischen Bruttoinlandsprodukt.
Doch im Krieg ist daran nicht zu denken. Für 2022/2023 erwartet das FAS USDA einen Einbruch der Produktion von 37,89 Prozent. Viele Felder sind durch Angriffe zerstört worden, die Bauern, die auf ihnen arbeiten sollen, sind in den Krieg gezogen. Wichtige Lieferketten gibt es nicht mehr oder werden blockiert, es gibt Berichte, dass Russland systematisch ukrainisches Getreide stehlen würde.
Wer davon profitiert? Vor allem die anderen Weizenproduzenten. Fällt ein Akteur dieser Größe aus, laut der Bundeszentrale für politische Bildung, produzierte die Ukraine 2021 rund 70 Millionen Tonnen Getreide und Pflanzensamen an Exporten fürs Ausland, können die anderen Länder – darunter auch Russland – mehr Geld verlangen. Der ohnehin schon hohe Weizenpreis schoss nach der russischen Invasion ins scheinbar Unendliche und ist auch weiterhin von vorigen Verhältnissen weit entfernt.
Zudem steigen die Kosten für Landwirte auch deswegen, weil etwa Dünger teurer geworden ist. Stickstoffdünger wird aus Erdgas hergestellt, das ebenfalls von Teuerungen betroffen ist. Davon profitieren wiederum die Hersteller, auch deswegen, weil der Großexporteur Russland sanktioniert ist und einen Lieferstopp verhängt hat, weswegen es zu Engpässen kommt.
Die weltweiten Folgen sind nicht nur wirtschaftlich zu spüren. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF warnt: Die Kriegssituation verschärfe die ohnehin dramatische Lage von Kindern. Der neue Preisanstieg von Getreide gefährde die Entwicklung und das Leben von hunderttausenden Kindern, schrieb die UN-Organisation in einem Bericht Mitte Mai.
Die Aufzählung war nur eine Auswahl. Klar ist: Wenige sind es nicht, die aus der Krise wirtschaftlich als Gewinner hervorgehen werden. (di)
Trackbacks & Pingbacks
[…] Loverboys, Männer, die Mädchen eine traumhafte Zukunft versprechen und ihnen Liebe vorgaukeln, aber tatsächlich Zuhälter sind – die gibt es. Leider. Und leider kennen sie psychologische Tricks. Zum Beispiel chatten sie oft Monate lang mit ihren Opfern, bauen eine Verbindung auf, sagen nette Worte, geben Versprechen, sind lieb und nett … und die Mädchen verlieben sich. Und tun dann irgendwann Dinge, die sie selbst nicht für möglich gehalten hätten. (Dieser Beitrag entstand im Rahmen des #ukrbt-Projekts) […]
[…] Plötzlich wird es dunkel. Alle im Haus sind erschrocken, einer kreischt aus dem Badezimmer: “Das Licht ist aus. Hilfe – ich stehe in der Dusche”. Im Obergeschoss brennt kein Licht, ein PC und Telefonanlage sind einfach ausgegangen. (Dieser Beitrag entstand im Rahmen des #ukrbt-Projekts) […]
[…] Dieser Beitrag entstand im Rahmen des #ukrbt-Projekts […]
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!