Jugendlich und Nichts zu tun?
Den Schulabschluss in der Tasche und nichts zu tun? Planlos im neuen Land? Viele Jugendliche haben bereits Ideen, was sie nach der Schule machen wollen. Eine Ausbildung, Reisen, ein Studium, … doch oft läuft das Leben nicht wie geplant. Ob durch den Ukraine-Krieg oder andere Wendungen: manchmal wird eine Zwischenlösung gebraucht, Zeit muss überbrückt werden.
Mögliche Lösung: einen Freiwilligendienst leisten.
Das “Freiwillige soziale, kulturelle, politische oder ökologische Jahr”, kurz gesagt das FSJ, ist ein Jahr der Reflektion und des Kennenlernens. Der ehemalige Zivildienst, der als Alternative zur Wehrpflicht in Deutschland geschaffen wurde, ist bis heute unter den Namen FSJ oder Bundes-Freiwilligen-Dienst bekannt. Es gibt eine eigene Rechtsgrundlage für Freiwilligen-Dienst-Leistende (im folgenden Freiwillige oder FSJler), die regelt, wie so ein Jahr abläuft. Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Gearbeitet wird während des FSJ zum Beispiel im sozialen Bereich (Kindertagesstätten, Betreutes Wohnen, Pflegetätigkeiten im Krankenhaus oder Altenheim), in der Kultur-Branche (Theater, Museen, Hochschulen), im politischen Umfeld (Landtage, der Bundestag, Landesbeauftragte), im schulischen oder im ökologischen Bereich (Naturbünde, Bauernhöfe): Überall gibt es weitaus mehr kennenzulernen, als nur die Betriebe oder Abläufe. Auch ein FSJ im Ausland ist möglich!
Neue Menschen kennen- und sich selbst besser einschätzen lernen; Kontakte knüpfen, die einen weiterbringen, aber auch Berufe und die Arbeitswelt unverbindlich erleben, sind die großen Vorteile eines FSJs.
Aber wie komme ich zu einer Stelle?
In Deutschland gibt es viele verschiedene Anbieter (sogenannte “Träger”). Sucht am besten auf einem Online-Portal wie ein-jahr-freiwillig.de oder bundes-freiwilligendienst.de/
Meistens findet man die angebotenen Stellen bei den Betrieben selbst, aber auch die Träger schreiben die Stellen aus und das ungefähr ein Jahr im Voraus. Die Bewerbungen werden mal vom Träger und mal von den Betrieben entgegen genommen. Für euren Dienst erhaltet ihr ein “Taschengeld”, das je nach Träger und nach Betrieb unterschiedlich hoch ausfällt. Oft bewegt es in der Höhe von Minijobs, also 450 Euro/Monat.
Gute Planung ist das “A und O” (Das sagt man so in Deutschland und meint: das Wichtigste)!
Sobald du einen FJS-Platz gefunden hast, kommen ein paar Dinge auf dich zu. Beispielsweise die Wohnungssuche, die Finanzierung des Lebens außerhalb des Elternhauses und und und und… Geklärt werden muss:
- Wo wohne ich? Eigene Wohnung oder WG?
- Wie finanziere ich alles (Miete, Kaution, Umzug, ggf. Strom und Internet, Lebensmittel, Hobbies, etc.)?
- Was kann ich alles Neues entdecken im neuen Umfeld?
Problem: Die Wohnungs-Situation ist in nahezu allen Großstädten dramatisch schlecht.
Entweder es gibt kaum Wohnungen oder sie sind sehr teuer, schlimmstenfalls beides. Wenn euer neuer Wohnort auch eine Universitäthat, ist es noch enger. Oft gehen kleine Zimmer von 5-10m² zur Miete bei 200€ los, was im schlimmsten Fall mehr als die Hälfte eures Taschengeldes ist. Daher spielt die Vorbereitung der Finanzierung eine tragende Rolle, wenn ihr euren Freiwilligendienst stressfrei erleben möchtet.
Bei der Finanzierung gibt es ein paar Hilfen, wie zum Beispiel Wohngeld, Arbeitslosengeld II und BAföG. Alle drei sind keine sicheren Hilfen, denn es kommt immer darauf an, wie der zuständige Sachbearbeitende eure Situation beurteilt. Wenn der Freiwilligendienst eine Vorbereitung für euer kommendes Berufsleben ist, könntet ihr BAföG berechtigt sein. Wenn nicht, seid ihr vielleicht Arbeitslosengeld II berechtigt oder bekommt Wohngeld. Und wenn alle drei Hilfen ausbleiben, könnt ihr auch eure Familie (wenn noch Kontakt besteht) oder sogar euren zukünftigen Arbeitgeber fragen. Viele kennen die schwierige Situation der Freiwilligendienstleistenden mit dem geringen Taschengeld.
Natürlich entfällt das Alles, wenn ihr euren Freiwilligendienst in der Nähe eures jetzigen Wohnortes ableistet. Dann solltet ihr euch dennoch fragen: Wie komme ich täglich zur Arbeit? Mit Bus oder Bahn, Auto?
Auch wenn das jetzt alles sehr kompliziert klingt: Nur die Ruhe. Ihr habt nach eurer Zusage meist noch 3-5 Monate Zeit, alles zu organisieren. Ja, es wird aufwendig, aber es lohnt sich wirklich.
Ursprünglicher Artikel von Marvin Ladwig, erkant.de
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