Ein Jahr Ukraine-Krieg. Wie ist die Lage?
Letztes Jahr im Frühling demonstrierten wir gegen den Krieg und hofften auf ein baldiges Ende der Invasion. Doch seit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine am 24. Februar 2022 läuft Putins “militärische Spezialoperation” immer noch. Damit fing eine Zeitenwende an, die unser aller Leben beeinflusst!
In der Ukraine sind unzählige Soldaten und Zivilisten getötet worden. Millionen Menschen flohen aus der Ukraine. Schulen, Kitas und Wohnungmarkt in Deutschland und Polen können die vielen Geflüchteten kaum aufnehmen. Viele Staaten verhängten Sanktionen gegen Russland. Weltweit stiegen die Preise für Energie und Lebensmittel und lassen arme Menschen noch ärmer werden.
Weltfrieden? Davon sind wir weit entfernt. Derzeit brodelt es überall und nirgends – zuletzt sorgten “Wetterballons” für Unruhe zwischen den Großmächten USA und China.
Ein Beitrag verschiedener Redakteure:
Wie ist derzeit die gesamtpolitische Lage?
von Dan, KalkuhlSZ
Der russische Angriffskrieg hat den politischen Alltag im Westen verändert. Kein Tag vergeht, ohne dass Russland und die Ukraine Thema sind.
Wie bewältigt man die wirtschaftlichen Folgen, wie geht man mit den Geflüchteten um und wie unterstützt man die Ukraine? Wie könnte ein Ende des Krieges aussehen, wie könnte man Putin zum Rückzug bringen? Diese Debatten beherrschen die Politik seit Kriegsbeginn. Doch trotz aller Diskussionen, trotz jedem Streit zwischen Bündnispartnern, trotz allen Konflikten, lässt sich sagen: Ein Jahr nach dem Überfall auf die Ukraine steht der politische Westen so geschlossen dar, wie seit langem nicht mehr. (di)
Kriegsgeschehen: Mindestens 8000 Zivilisten getötet.
Der russische Angriffskrieg hat laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) bis zum 15. Februar 2023 mindestens für 21.293 zivile Opfer gesorgt in 1.141 Ortschaften der Ukraine gesorgt, darunter sind 8.006 Tote und 13.287 Verletzte.
Zahlen bilden nur kleinen Teil der Opfer ab
Bei den Angaben handelt es sich um durch die UN bestätigte zivile Opfer. Das OHCHR geht davon aus, dass die tatsächliche Anzahl an Verletzten und Toten in der ukrainischen Zivilbevölkerung wesentlich höher ist. Viele Berichte lassen sich jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht verifizieren. Berichte zu weiteren Opferzahlen, wie aus den Oblasten Donezk (Mariupol und Wolnowacha), Charkiw, Luhansk und Sumy werden verifiziert und sind nicht Teil des aktuellen UN-Berichts. (Statista)
Laut dem Militärökonomen Marcus Keupp ist die Ukraine nur auf einer geringen Fläche zerstört, der weit größere Anteil des Landes ist von Kriegshandlungen nicht betroffen. Grundsätzlich laufe der Krieg völlig anders, als von Putin geplant.
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Folgen für die Wirtschaft werden langfristig spürbar bleiben.
von Minoka, erKant
Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur Auswirkungen auf die Ukraine und ihre Bewohner, sondern auf die Wirtschaft in Europa und der ganzen Welt. Dies hat erhebliche Folgen für die Lebensqualität der Menschen!
Es ist davon auszugehen, dass der Krieg noch lange nach seinem (hoffentlich baldigen) Ende globale Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. Die Reduzierung der Exporte und Importe von z.B. Gas nach/von Russland hat zunächst die Preise monatelang explodieren lassen.
Unter den Sanktionen und den politischen Spannungen leidet aber nicht nur Russland, sondern sehr viele Länder. Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner Russlands und der Ukraine, insbesondere in den Bereichen Energieversorgung, Automobilindustrie und Maschinenbau. Die Einschränkungen dieser Handelsbeziehungen führen immer mehr zu einer Verschärfung der wirtschaftlichen Krise. “Über diese Themen diskutieren wird im 12. Jahrgang derzeit täglich!” meint die Autorin.
Wie bei jeder globalen Krise und im Krieg, gibt es Verlierer und Gewinner in der Wirtschaft siehe Hochrechnung der IWKöln. Verlierer sind derzeit u.a. produzierende Unternehmen, welche unter den hohen Strompreisen leiden. Gewinner sind Energielieferanten (insbesondere Gas- und Flüssiggas-Exporteure) und vor allem die Rüstungsindustrie! Die Firma Rheinmetall hat beispielsweise (laut eigener Angaben) seit Kriegsbeginn 1200 neue Mitarbeiter:innen eingestellt. Doch viele der Waffenlieferanten kommen aus den USA, nicht aus Europa. Mehr dazu hier.
Hunger und Not durch gestiegene Preise weltweit!
von Philipp & Levin, Schülerzeitung Horn
Die Menschen in Deutschland können die extrem gestiegenen Heiz- und Stromkosten kaum noch bezahlen. Viele haben Angst, im Winter zu frieren oder sich das Einkaufen gehen nicht mehr leisten zu können. Doch weltweit gesehen, sind die Folgen noch sehr viel dramatischer: in vielen Ländern besteht bereits eine Hungersnot.
Laut einer Pressemitteilung des WFP (World Food Programm) befeuert der Krieg gegen die Ukraine weiterhin die globale Ernährungskrise.
In der Ukraine hat jeder Dritte nicht genug zu essen, nahe der Frontlinie ist es jeder Zweite. Die Lebensmittelpreise im Land sind im Vergleich zum Februar 2022 um 33 Prozent gestiegen, bei einer kriegsbedingten Arbeitslosigkeit von rund 30 Prozent.
Anfang letzten Jahres (2022) litten weltweit 283 Millionen Menschen akut an Hunger, heute sind es 345 Millionen in 79 Ländern. Dies ist eine Folge des Krieges gegen die Ukraine, der die negativen wirtschaftlichen Trends, die vor allem durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurden, verstärkt hat. Mehr zum Thema Gesundheit & Ernährung.
Leben & Wohnen in anderen Ländern: zwischen Not & Hilfsbereitschaft
von Susanne, sii-kids
Nach Russland flüchteten schätzungsweise 2,8 Millionen Ukrainer:innen; in Polen sollen zwischenzeitlich 1,5 Millionen Geflüchtete aufgenommen worden sein. In Deutschland, laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts (Destatis), wurden im Jahr 2022 rund 1,1 Millionen Zuzüge von Menschen aus der Ukraine erfasst (zzgl. nicht registrierter). Aber es sind auch rund 1 Mio. abgewandert.
Das gibt in der Summe also 330.000 Menschen mehr, die alle irgendwo leben müssen und eine Wohnung such(t)en.
Doch der Wohnungsmarkt und die Gemeinden (Kommunen) sind längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Insbesondere für ukrainische Mütter und ihre Kinder ist das Leben in Sammelunterkünften schwierig und nach vielen Monaten dort, kaum noch zu ertragen. Im Herbst hatten wir das Thema “Wohnen & Leben” umfangreich betrachtet – lies hier mehr zum Wohnen & Leben in Deutschland.
Doch der Flüchtlingsgipfel in der vergangenen Woche endete ergebnislos. Bei der Unterbringung von Geflüchteten können Städte und Kommunen vorerst nicht mit einer weiteren finanziellen Unterstützung durch den Bund rechnen. Entscheidungen über die weitere Verteilung finanzieller Lasten wurde vertagt. Der Deutsche Städtetag fordert weiterhin vom Bund eine stärkere finanzielle Unterstützung bei der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten.
Aber die Hilfe, welche die Ukrainer:innen bekommen ist enorm!
Sowohl in Polen wie auch in Deutschland halfen und helfen Privatpersonen, Hilfsorganisationen und der Staat. Es gibt Geld für den Lebensunterhalt; in Deutschland Hartz4 / Bürgergeld. Private Unterkünfte wurden bereitgestellt, das oft kostenlos. Möbel, Fahrräder, Kleidung, Spielzeug und noch viel mehr wurden den Ukrainer:innen geschenkt. Die Tafeln und Foodsharing sorgen für Lebensmittelspenden; Seelsorge-Vereine, Tiernotretter und und und – das Engagement ist enorm. Mehr dazu siehe: Gemeinnütziges & Engagement
Jugendliche sind in Deutschland gut “angekommen”.
von Minoka, erkant
Zuletzt schrieb uns eine 17jährige ukrainische Schülerin per WhatsApp, dass sie sich auf Dauer in Deutschland integrieren und gerne den Kontakt wieder aufleben lassen möchte – wir kennen sie und weitere aus einem Sommerferien-Kunstkurs. Sie hat sich (anders als ihre 10 Jahre ältere Schwester) gut eingelebt. Ihre sehr guten Sprachkenntnisse in Englisch und das sehr schnelle Lernen von Deutsch haben ihr geholfen “anzukommen” – was dazu führt, dass sie bleiben möchte. Interessiert an Interviews?
Annahme der Chef-Redaktion: “Grundschüler sind von dem Sprachproblem weit mehr betroffen, als Jugendliche. Denn: diese haben bereits in der Ukraine eine Zweitsprache, etwa Deutsch oder Englisch gelernt, und konnten sich entsprechend direkt mit deutschen Jugendlichen austauschen und besser am Schulunterricht teilnehmen.” Fakt ist:
Bis zum Ende der 06. Kalenderwoche 2023 (06.-12. Februar 2023) hat sich die Anzahl der aufgenommenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland mehr als verzehnfacht und lag bei rund 204.600. Davon gehen laut der KMK fast alle zur Schule!
Während KMK und Politik davon sprechen, dass die ukrainischen Schüler:innen gut integriert werden, sprechen ukrainische Mütter davon, dass ihre Kinder in den Schulen nichts lernen, weil sie kein Deutsch können und in DAZ-Klassen, laut ihnen, sowieso kein vernünftiger Unterricht stattfindet. Nicht überall gehen Ukrainer:innen direkt in Regelklassen, sondern in vielen Bundesländern zunächst in Vorbereitungsklassen. Mehr zum Schulleben hier.
Auswirkungen auf Umwelt & Natur erheblich!
von Tim, Umwelt-Magazin
Krieg ist grausam und dramatisch für die Menschen – jetzt und heute, aber auch längerfristig. Denn: Auch die Umwelt leidet – und das ist schlecht für Mensch, Tier und Natur!
Bei der UN-Klimakonferenz wurde erstmals seit Jahren wieder über die Klimafolgen von Krieg und Rüstungsindustrie gesprochen. 49 Millionen Tonnen CO2 hat Russland in den ersten sieben Monaten des Krieges ausgestoßen. Und nach rund einem Jahr Krieg kann man mehr über die Umweltschäden durch den Krieg lesen: Über 280.000 Hektar Wald wurden zerstört, 20 Prozent aller ukrainischen Schutzgebiete sind beschädigt, immer wieder kommt es zu Grundwasserverschmutzung, viele, viele Fabrikexplosionen…
Aber die Rechnung geht noch weiter: Nicht nur in der Ukraine wird die Umwelt verwüstet, sondern natürlich auch auf russischem und anderem Boden. Russland hat riesige Mengen Gas abgefackelt, was bei den damaligen Mengen einen CO2-Ausstoß von 9.000 Tonnen bedeutet!
Durch die Sabotage an Nordstream 1 sind 75.000 bis 230.000 Tonnen Methan entwichen, so schätzen Expert:innen. Ganz zu schweigen von der Inflation, die dazu geführt hat, dass zum Beispiel weniger Bio gekauft wird. Von Januar bis Oktober 2022 ging der Umsatz der Biolebensmittelbranche um 4,1 Prozent zurück (was sich zugegebenermaßen etwas relativiert): Es ist das erste Mal, dass der Umsatz dort zurückgegangen ist und im Vergleich zu anderen Jahren immer noch sehr gut). Oder der Fall Lützerath: Viele begründen die Umsiedlung mit der Sicherung der Energieversorgung.
Mehr zu Umweltschäden schrieb das Umwelt-Magazin bereits im Herbst 2022, siehe Beitrag.
Quellen / weitere Infos siehe hier.
Am 19.2.23 gab es eine TV-Sendung dazu beim ZDF.
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