DAZ? Integration im deutschen Schulsystem

Bis zum 16.10.22 sind bereits 195.015 Schüler:innen aus der Ukraine in Deutschland an Schulen integriert worden. Grundsätzlich ist eine Aufnahme in allen Schulformen und Schulen möglich. Aber: Wie so oft in Deutschland, gestaltet sich die Integration nicht in allen 16 Bundesländern gleich. Zwar erhalten Ukrainer:innen überall eine spezielle Sprachbildung – das in DAZ-Zusatzfächern oder in reinen DAZ-Klassen – nur: die heißen verschieden.

Merke: DAZ ist die Abkürzung für “Deutsch als Zweitsprache”.

DAZ-Klassen heißen je nach Bundesland:

  • DAZ-
  • Vorbereitungs- (kurz: VKL)
  • Willkommens-
  • Brücken-
  • Intensiv-
  • Vor-
  • Ankunfts-
  • aber nicht: I-Klassen

Mit I-Klassen (Integrations-) ist in Deutschland nicht die Integration von fremdsprachigen Schülern gemeint, sondern die Integration von Schülern mit Lernschwierigkeiten oder gesundheitlichen Einschränkungen bzw. Behinderungen.

Eine ganz normale Klasse heißt übrigens Regelklasse.


Im dem Beschluss der KMK* vom 23.06.2022 (*KultusMinisterKonferenz) heißt es: “Die Kinder und Jugendlichen sollen in das deutsche Schulsystem integriert werden. Dabei nutzen die Länder die bestehenden länderspezifischen Förderprogramme zur Beschulung von neu zugewanderten und schutzsuchenden Kindern und Jugendlichen. Der Erwerb der Bildungssprache Deutsch wird durch systematische Angebote in Deutsch als Zweitsprache (DAZ) ermöglicht. …”

Vom Grundsatz her werden ukrainische Schüler:innen entweder in einer DaZ-Klasse nur mit anderen Ukrainern / Schülern mit Deutsch als Zweitsprache unterrichtet ODER in einer Regelklasse, in der sie ganz normal integriert werden und zusätzliche DAZ-Stunden bekommen, um Deutsch zu lernen. Grundschüler (Klasse 1 bis 4) werden meistens, aber nicht immer, in Regelklassen aufgenommen und unterrichtet. Aber ab der 5. Klasse läuft es oft anders.

Umgesetzt und bezeichnet wird das in den Bundesländern wie folgt:

  1. In Baden-Württemberg gibt es Sprachförderkurse, Vorbereitungs-Klassen oder direkt Unterricht mit gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern in der Regelklasse – es gibt so gesehen alle Möglichkeiten… Schüler:innen bekommen bei Bedarf in VKL- und VABO-Klassen eine intensive Sprachförderung und werden auf den Wechsel in eine reguläre Klasse vorbereitet. Hier gibt es 10 Stunden Deutschsprach-Unterricht; in der Sekundarstufe (ab 5. Klasse) erhöht sich die Stundenzahl für Sprachförderung auf 12 Stunden/Woche. > Mehr dazu siehe hier.
  2. Im Freistaat Bayern werden in Klasse 1 bis 4 die Kinder an den Grundschulen unterrichtet. Sie nehmen gemeinsam mit ihren bayerischen Mitschülerinnen und Mitschülern am regulären Unterricht der Grundschulen teil.  Für Schüler:innen der Klasse 5 bis 9 gibt es Brückenklassen. Dies ist ein schulart-übergreifendes Angebot; jahrgangs-gemischte Gruppen sind möglich.  > Mehr Infos zur Beschulung in Bayern.
  3. Berlin: Im Regelfall besuchen geflüchtete Kinder und Jugendliche zunächst eine Willkommensklasse, in welcher sie die deutsche Sprache lernen. Koordinierungsstellen sollen zunächst kontakt werden – > siehe hier.
  4. In Brandenburg werden ukrainische Kindern und Jugendlichen Regelklassen aufgenommen. Bei nicht ausreichenden Deutschkenntnissen erhalten die Schülerinnen und Schüler entsprechende Fördermaßnahmen. Mehr dazu siehe hier.
  5. In Bremen wurden sogenannte Willkommens-Klassen an mehreren zentralen Standorten eingerichtet. Hier sollen Ukrainerinnen zunächst in Ruhe die deutsche Sprache lernen können. > Mehr Infos siehe hier.
  6. Hamburg: Größere Kinder und Jugendliche lernen an den Schulen zunächst in “Internationalen Vorbereitungs-Klassen” (kurz IVK) – auch Willkommensklassen genannt. Hier werden vor allem Deutsch sowie schrittweise weitere Schulfächer unterrichtet – das für 12 Monate. Nach 1 Jahr wechseln sie in Regelklassen. Zusätzlich werden jüngere Schülerinnen und Schüler, die noch nicht Deutsch sprechen, direkt in die Vorschule oder die Klassenstufen 1 und 2 eingeschult, lernen dort mit den Hamburger Kindern zusammen und werden darüber hinaus besonders in Deutsch gefördert. > Lies hier mehr über die Integration in Hamburg.
  7. Hessen: Bereits schulpflichtige Grundschulkinder werden in Intensivklassen aufgenommen und gezielt in 18 Wochenstunden in Deutsch gefördert. In Ausnahmefällen können sie auch direkt in die Regelklasse kommen. Insofern die Möglichkeiten vor Ort gegeben sind, kann ein ergänzender Unterricht in ukrainischer Sprache mit vier Wochenstunden angeboten werden. Ukrainische Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an allgemeinbildenden Schulen werden auch in Intensivklassen aufgenommen und 22 Stunden in der Woche gefördert. > Mehr Infos dazu.
  8. In Mecklenburg-Vorpommern werden Ukrainer und andere ausländische Schüler seit diesem Schuljahr die ersten ein bis zwei Jahre in der Regel in sogenannten Vorklassen unterrichtet. In diesen jahrgangsübergreifenden Klassen stehe das Erlernen der deutschen Sprache im Mittelpunkt. Ergänzend zum Präsenzunterricht gibt es zentrale Online-Angebote – dabei handelt es sich um einen Livestream zweier Lehrkräfte in Rostock. > Mehr Infos siehe hier.
  9. Niedersachsen: Die Beschulung der neu angekommenen Schülerinnen und Schüler erfolgt entweder in innerer Differenzierung, in teilweise oder in vollständig äußerer Differenzierung. > Mehr Infos dazu.
  10. In Nordrhein-Westpahlen können neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler  in drei unterschiedlichen Organisationsformen eine Deutschförderung erhalten – je nachdem, was einzelne Schulen anbieten:
    1. in innerer Differenzierung, also im Rahmen einer vollständigen Teilnahme am Regelunterricht
    2. in teilweise äußerer Differenzierung, also durch den Besuch einer eigenen Lerngruppe und der teilweisen Teilnahme am Regelunterricht oder
    3. in vollständiger äußerer Differenzierung, also in eigenen Lerngruppen
      1. Dies soll maximal zwei Jahre dauern! > Mehr Infos dazu lesen. Und ggf. das: https://www.schulministerium.nrw/schule-bildung/schulorganisation/unterricht
  11. In Rheinland-Pfalz werden nach Angaben des Bildungsministeriums ukrainische Schüler:innen in Regelklassen integriert und bekommen Deutsch-Intensivkurse und zwar bis zu 20 Stunden Sprachförderung pro Woche. > Mehr Infos dazu.
  12. Saarland: unklar – keine vernünftigen Infos gefunden > Mehr erfahren …
  13. In Sachsen werden Kinder aus der Ukraine zunächst in Vorbereitungsklassen aufgenommen. In diesen Klassen erlernen die Schülerinnen und Schüler zunächst Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Mit zunehmendem Spracherwerb werden sie schrittweise in den Regelunterricht integriert. Gut zu wissen: Sachsen hebt für die Jahrgänge 9 bis 11  die Schulbesuchspflicht ab 1. November 2022 auf, wenn die geflüchteten Jugendlichen aus der Ukraine stattdessen ein ukrainisches Online-Unterrichtsangebot wahrnehmen. Mehr dazu auf dem Portal Ukrainehilfe.Sachsen.
  14. Sachsen-Anhalt hat Ankunftsklassen. Hier gibt es einen kleinen Lernplan, der insgesamt 25 Stunden pro Woche vorsieht, wovon mindestens 10 für das Lernen der deutschen Sprache gedacht sind. > Mehr Infos hier lesen.
  15. Schleswig-Holstein: Grundsätzlich gibt es auch hier Willkommensklassen. Bedeutet: es kann sein, dass ukrainische Schüler:innen entweder in einer DaZ-Klasse nur mit anderen Ukrainern sind ODER in einer Regel- oder I-Klasse, in denen sie ganz normal integriert werden und zusätzliche DAZ-Stunden bekommen. > Mehr Infos.
  16. In Thüringen werden, wie andere Kinder mit Migrationsgeschichte, die Kriegsgeflüchteten in bestehende Klassen integriert. Sie erhalten Förderunterricht in Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Es kann schon seit Monaten digital auch auf ukrainisch gelernt werden. > Mehr zur Bildung in Thüringen.

Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen waren die ersten, welche eine ukrainisch-sprachige Navigation der Schul- und Bildungscloud der Länder von Dataport implementieren ließen. Dieses Instrument hilft ukrainischen Kindern, die Sprachbarriere zu überwinden und erleichtert das Ankommen und die schulische Integration.


Quellen:

  • Zahlen und Fakten: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Ukraine/AW_Ukraine_KW_41.pdf
  • Bundesländer-Regelungen mit Karte: https://www.kmk.org/aktuelles/ukraine.html

 

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